Wie alles begann ...

Alte Erinnerungen wie z.B. die Prinzenpaare oder die Mottos der vergangenen Faschingssessionen findet ihr HIER!

Karneval nicht nur am Rhein – es könnte auch einmal Großgörschen sein!

 

Diesen schönen Gedanken hatten Mitte der 50er Jahre Sänger des Männerchors unseres Dorfes und unternahmen den Versuch, dieses in die Tat umzusetzen. Im Jahre 1956 wurde ein Maskenball veranstaltet, der sich stark an karnevalistisches Treiben anlehnte.

Gerhard Renker und seine Frau Charlotte wurden das 1. Großgörschener Prinzenpaar. Die Begeisterung war riesengroß. Die Sänger haben somit jenes närrische Samenkorn ausgelegt, aus dem sich im Laufe von 40 Jahren eine prächtige Pflanze entwickelte, die aus der Großgörschener winterlichen Landschaft nicht mehr wegzudenken war.

 

Im Folgenden übernahmen die Sportler den Karneval. Kurt Herrmann, Walter Uhlig, Werner Grimm, Hans Ahlsdorf u.a. waren die führenden Köpfe. Kurt hatte als Vorsitzender des Sportvereins die Fäden in der Hand, Walter übte mit Schwung die Prinzengarde, auch in den folgenden Jahren, ein. Sein Herz für den Karneval begeisterte dabei nicht nur die Mädchen.

Großgörschen hatte weit und breit den einzigen Karneval, deshalb ist es immer wieder bewundernswert, wie die ersten Karnevalisten die Mühen überwanden und somit den Ruf von Großgörschen als Karnevalshochburg begründeten.

Gern wird sich in Großgörschen an die ersten Umzüge erinnert. Als einmal Paul Herrler mit seinem vierspännigen Ziegenwagen vorfuhr, kannte die närrische Begeisterung keine Grenzen.

 

Der erste Elferrat

 

Präsident:      Erich Hornickel

Mitglieder:     Walter Uhlig

                            Harry Kaliski

 Helmut Meler

 Erich Görke

 Günther Sack

 Karl-Heinz Kepler

 Gerhard Rometsch

 Herbert Nickel

 Werner Röhr

 Hans Jordan

 

Jörg Hexel Präsident des Großgörschener Karnevals

Der gelegte Funke des Karnevals hatte längst gezündet. Eine Flamme der Begeisterung für dieses närrische Treiben breitete sich aus. Besucher aus nah und fern trieb es immer wieder zum Fasching in Großgörschen. Mancher nahm sogar Urlaub , um das Spektakel für nur 2,50 Mark Eintritt zu erleben.

Es war und ist immer erstaunlich, mit welchem Elan, Einfallsreichtum und Geschick die Sportler bei der Vorbereitung dieses Hohepunktes zu Werke gingen. Enthusiasmus und oftmals Zurückstecken persönlicher Belange sowie die immer wieder gezeigte Kameradschaft ließen schier  Unmögliches möglich machen. Wer erinnert sich heute  schon noch an den jämmerlichen Zustand des Saals in den 60er Jahren. Die Heinzelmännchen des Karnevals  haben wochenlang bei Kälte mit Malerbürste und Besen sowie Dekoration einen Saal hergerichtet, der die Besucher immer wieder ins Staunen versetzte.

Wenn dann das  Erste „HELAU“! erklang, waren die Mühen vergessen, und auch manche Ehefrau sah es dann ihrem Angetrauten nach, dass er meist steif (gefroren) vom Saalputz nach Hause gekommen war, denn das Gaststättenehepaar Else und Willi Köhler mussten manches Gläschen zum Aufwärmen in den Saal  reichen.

In dieser Zeit spielte die Kapelle Harry Ebisch mehrfach.  Er und seine Mannen begleiteten auch die Närrinnen und Narren zum Umzug. Dabei ging es bis in die Nachbardörfer. Ein Ständchen mit einem kräftigem HELAU beim verdienstvollen Arztehepaar Dr. Kunzmann in Kitzen gehörte schon fest zum Programm. Die flotten Rhythmen der Kapelle und ein kräftiger Schluck aus der Flasche ließen die Kälte beim Umzug kaum noch spüren. Ein Übriges taten auch die kurzen Zwischenstopps in den Dorfgaststätten. Mit Bratwürsten um Trompete, Saxophon und Horn marschierten dann die Musiker zum Rosenmontagsball in den Saal.

 

Die 60er Jahre hatten viele weitere Bereicherungen für den Karneval bereit. 1965 trat zum Kinderfasching erstmals eine kleine Prinzengarde auf. Dieser wurde 25 Jahre  lang, bis zum Jahre 1990, von G. Weber geleitet. Ab 1966 konnten sich die Besucher ebenfalls an den ausgelassenen Darbietungen der Gymnastikfrauen erfreuen. Wer erinnert sich nicht mehr gern an die zünftigen Tänze des Can-Can und Marianka? Selbst ständig geforderte Zugaben konnten die Frauen nicht zur Erschöpfung bringen. Über Jahrzehnte wurden die Darbietungen dieser unverwüstlichen Gruppe von Johanna Herrmann einstudiert.

 

Im Jahre 1969 gab Kurt Herrmann das Präsidentenamt ab. Für seine langjährigen Verdienste um den Großgörschener Karneval wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt.  Die Zahl der Mitwirkenden hat in dieser Zeit eine fast dreistellige Ziffer erreicht, ein Ausdruck der Begeisterung für dieses Ereignis. Kegler und Fußballer überraschten immer wieder mit originellen Beiträgen. Vor allem an den Eröffnungstagen war der Ansturm der Gäste kaum noch zu bremsen. Bereits um die Mittagszeit wurde die Saaltür um die günstigste Ausgangsposition bei der Kassenöffnung belagert. Elferrat und Saalpolizei hatten alle Hände voll zu tun, um die Kassierer zu unterstützen. Der  große Andrang verzögerte den Einmarsch oftmals um eine Stunde. Diese  Zeit nutzten die Mitwirkenden auf Ihre Weise. Das bis dahin unbekannte Prinzenpaar wurde in der Gaststube  mit lautem HELAU begrüßt. Mit dem  Kartenvorverkauf, erstmals 1971, glaubten die Verantwortlichen den Ansturm auf den Eröffnungstag bremsen zu können. Es erwies sich  aber als Aberglaube. 1972 überschritt die Zahl der Besucher und Mitwirkenden die vierstellige Größe! Das Parkett im alten Saal bebte., aber es hielt. Einen Dämpfer erfuhr der Karneval im Jahre 1971. Letztmalig fand ein Umzug statt. Mangel an Fahrzeugen und erhöhte Sicherheitsbestimmungen trugen dazu bei. Erwin Kutzke hatte in jener Zeit von Walter Uhlig die Einstudierung der Prinzengarde übernommen. Jahre später übergab er diese wichtige Aufgabe an Rita Roth. Beide waren Karnevalisten mit Leib und Seele.

 

Die Prinzengarde, alles Großgörschener Mädchen, zeigten immer wieder schicke Kostüme  und vor allem echte karnevalistische Darbietungen. Die Schneiderinnen im Ort waren im Vorfeld jedes Jahr voll ausgebucht. Auch der Saal wurde jedes Jahr neu dekoriert. Etwa 20 Jahre war dafür Peter Jordan verantwortlich, ein Karnevalist nicht nur mit vielen Ideen, sondern auch ein Mann, der unermüdlich selbst mit Hand anlegte. Über Jahre hinweg standen ihm Heinz Legler, Wolfgang Horn, Gerhard Rösel, K.-H. Rittmann, M. Rau, Helmut und Hans Roth u.a. zur Seite.

Dieter Härtig wurde der Hofmaler des Karnevals. Wer erinnert sich nicht gern an seine frech-frivolen Seemannsbilder der 70er Jahre? Im Jahre 1974 musste der Karneval wegen Umbau des Saales ausfallen, aber im folgenden Jahr ging es mit frischem Elan weiter. Die „Carenas“ aus Leipzig sorgten für die nötige Stimmung.

 

Obwohl in einigen Nachbargemeinden auch der Karneval aus der Taufe gehoben wurde, blieb der Großgörschener Karneval für viele ein echter Magnet. In diesen Glanzzeiten wurden Einnahmen in fünfstelliger Höhe erreicht, und das bei 5 Mark Eintritt! Dennoch war Sparsamkeit geboten, mit dem Erlös wurde der Sport in Großgörschen finanziert. Zeitweilig waren 7 Fußball-, 4 Handball- und 2 Keglermannschaften im Spielbetrieb. Und das kostete Geld. Im Jahre 1983 gastierten die Karnevalisten in Weißenfels, 3 Jahre später gestalteten sie den Karneval der Zuckerfabrik in Lützen. Die Begeisterung kannte keine Grenzen.

 

Die Generationen der Prinzengarden in 60 Jahren des Görschener  Karnevals

1964 wurde die Prinzengarde durch viele junge Mädchen zusammengestellt. Die Jüngsten unter uns waren gerade 15 Jahre. Noch etwas gehemmt begaben wir uns unter die Fittiche von Walther Uhlig. Bald übertrug sich sein Enthusiasmus auf uns Mädchen. Im damaligen sehr kalten Saal übten wir „trocken“ das Marschieren, also ohne Musik. Später sangen wir dann mit. Erst zur Generalprobe wurde dann nach den Klängen der Kapelle getanzt. Es ist aus heutiger Sicht sehr verwunderlich, dass der eingeübte Tanz dennoch gut klappte. In den folgenden Jahren unterstützte uns dann Steffen Rauch mit seinem Akkordeon bei den Proben. Nun waren wir schon „alte Hasen“, denn es verließen wenige Mädchen die Prinzengarde. Mit viel Freude wurde geübt, der kalte Saal störte uns wenig und die Herren des Elferrates hatten oft Erbarmen mit uns und gaben uns so manche Runde zur Aufwärmung aus. Ab 1966 übernahm dann Rita Kutzke die Leitung der Prinzengarde. Das Aussuchen der Musik, der Kostüme und die Aufstellung und Einübung des Tanzes lagen damals in einer Hand. Viele Jahre waren wir aktiv mit großer Freude dabei. Einige damalige Mitglieder: Margit Heiger, Christel Felker, Monika Beilstein, Christine Rösel, Marlies Hildemann, Karin Prößdorf, Margit Prößdorf und Edith Kretzschmar.

 

Anfang der 70er Jahre formierte sich die Prinzengarde neu. Aus den jungen Mädchen waren junge Frauen geworden, die dann automatisch in die Gymnastikgruppe übergingen. In dieser Zeit verstärkte das Elferratsmitglied Erwin Kutzke die Leitung der Garde. Nun wurde schon nach modernen Klängen getanzt, die Beat-Musik kam auf. Auch in diesen Jahren freute sich das Publikum immer wieder auf unsere Auftritte. Rita Kutzke wechselte nun auch zur Gymnastikgruppe über, aber leitete die Prinzengarde weiter. Es verstärkte sich in den nächsten Jahren  immer mehr, dass sich alle Gardemitglieder für die Aufführung verantwortlich fühlten. Die nun neue Prinzengarde zeigte sich sehr geschickt, es kam sogar zu Aufführungen über unseren Heimatort hinaus. So traten wir im Weißenfelser Kulturhaus und bei der Langendorfer Karnevalsgesellschaft auf. Die hübschen Großgörschener Mädchen waren dort sehr erfolgreich und beliebt.

 

 

In den darauffolgenden Jahren war das Zusammenstellen einer Prinzengarde mit größeren Schwierigkeiten verbunden. Viele Tänzerinnen begannen eine Lehre oder nahmen eine Arbeit in entfernten Orten an und so konnten sie nicht mehr an den Proben teilnehmen. Fast sah es Mitte der 80er Jahre so aus, dass es in Großgörschen kaum noch Mädchen für die Prinzengarde gab. Wir holten uns Verstärkung aus dem Nachbarort Starsiedel.

 

Auch wenn die Zeit oft drängte und viele Schwierigkeiten überwunden werden mussten, freuten wir uns immer wieder auf die Faschingszeit. Mit einem weinenden Auge, aber auch mit Optimismus gab Rita Roth 1986 die Leitung der Prinzengarde ab.

 

1987 folgte dann ein erneuter Umbruch. Als neu formierte Prinzengarde hatten wir in diesem Jahr unseren ersten Auftritt, den wir gemeinsam und selbstständig arrangierten.

Die Leitung der Gruppe hatte Annette Brack, sie schlug vor, was getanzt wurde, entwarf und schneiderte unsere Kostüme. Dabei wurde Annette tatkräftig von Brit Weber unterstützt. Hartes Training steht am Beginn jeder Karnevalssaison. Viele Proben brachten wir hinter uns, um die Darbietungen sehenswert auf das Parkett zu zaubern. Dabei gab es auch eine Menge Spaß. Unsere schönsten Auftritte waren unter anderem „Michael Jackson“, „I'm walking“, „Teufel“, und „Dschungel“. Einige der damaligen Mitglieder sind heute noch der harte Kern des Görschener Karnevals. In den 90iger Jahren schieden die Frauen nach und nach aus dem Gardetanz aus und tanzen bis heute als Exilprinzengarde in Görschener Karneval weiter.

 

1999 entstand eine ganz junge Garde. Diese bestand aus "Görschner" Mädels. Die Zeit, dass der Nachwuchs fehlt ist nun endgültig vorbei. Die Garde bestand aus Susann Tilger (Brettschneider), Kati Rittmann, Nadine Klopp, Beatrice Krug (Bergmann), Mareike Wandke, Simone Bröckert (Albrecht), Corina Gens, Katja Kliem sowie Yvonne und Juliette Heiger.

 

Die junge Garde überraschte das Publikum jedes Jahr aufs Neue mit ihren Hits. Sie sorgten mit ihren schwungvollen Darbietungen für eine super Stimmung.  Es entstanden Darbietungen wie Dirty Dancing, Sloopy hang on, „verdammt und dann stehst du im Regen“, Engel und Teufel. Die hohe Motivation der jungen Mädels brachte frischen Wind in den Karneval. Der harte Kern ist heute noch Bestandteil des Karnevals. Sie tanzen in der Gruppe PriGa.